Think dänk! Mikrofon und Soundwave.

Think dänk!

Der Denkfabrik beim Denken zuhören

Was leistet eine Denkfabrik? Sie denkt. Sie forscht, entwickelt, bewertet. Produziert Wissen, Strategien, Lösungsvorschläge. Gibt Denkanstösse und Impulse, zeigt den Handlungsbedarf auf. So entwickelt Avenir Suisse Ideen für unsere Gesellschaft – prospektive Gedanken jenseits des Mainstreams zu Themen, die uns alle angehen. 

Lust, dem Think-Tank beim Denken zuzuhören und unsere Zukunft mitzudenken? Das Avenir-Suisse-Forschungsteam schafft Transparenz und gibt Einblicke in seine Arbeitsweise. 

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Schulden und Politik: Die Lehren aus der Geschichte

Podcast Gespräch mit Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann über sein neues Buch zur deutschen Finanzkrise von 1931

Der Schweizer Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann wurde für sein Buch «1931: Debt Crises and the Rise of Hitler» aufs Höchste gelobt. Mit seiner Analyse der deutschen Finanzkrise im Jahr 1931, die verheerende internationale Auswirkungen nach sich zog, hat er offenbar einen Nerv getroffen. Das überrascht nicht, schliesslich finden wir uns neunzig Jahre später wieder in einer Phase hoher Staatschulden: Während Finanz- und Eurokrise noch kaum verdaut sind, hat die Corona-Pandemie die internationale Verschuldung innert weniger Monaten weiter anschwellen lassen.

Jürg Müller hat deshalb Tobias Straumann nach den Lehren gefragt, welche die Welt aus 1931 ziehen könne. Im lebhaften Gespräch erläutert der Wirtschaftshistoriker, weshalb kurzfristige Schulden ein grösseres Problem darstellen und wie sich Gläubiger optimal verhalten würden. Laut Straumann sind Schuldenkrisen vermeidbar, wenn man sich der Lehren aus der Geschichte bewusst ist. Als wichtigste historische Lektion erachtet er, dass internationale Abkommen flexibel gestaltet werden.

Dessen ungeachtet hält Straumann fest, dass bei der Bewältigung der Euro-Krise wieder ähnliche Fehler begangen wurden. Zwar habe die EZB hat mit ihrem expansiven Kurs auf die Staatsschuldenkrise richtig reagiert. Aber: «Mit der Geldpolitik kann man nur Zeit gewinnen». Der Patient Euro liege immer noch im Spital, er sei noch nicht lange nicht vollkommen genesen.


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Jürg Müller

Die Wiedereingliederung von psychisch Kranken in Pandemiezeiten

Podcast Gespräch mit Dr. Niklas Baer über die Rolle der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Ärzte

Die Covid-19-Pandemie beeinflusst das tägliche Leben der Schweizer in einer nie dagewesenen Weise. Die gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung sind gravierend: Der psychische Stress und Depressionen sind rasant angestiegen. Die Ergebnisse der Studie von Covid-19 Science Task Force sprechen Bände: Die Anzahl der Personen, die an schweren depressiven Symptomen leiden, hat sich zwischen der ersten und zweiten Coronawelle versechsfacht. Das betrifft 18% der Bevölkerung, sprich jede fünfte Person. Wie kann man den Betroffenen helfen? Und wie kann man sie dabei begleiten, wieder Fuss in dem Arbeitsmarkt zu fassen?

Darüber sprechen in der neuesten Folge von Avenir-Suisse-Podcast Dr. Niklas Baer (Leiter WorkMed – Kompetenzzentrum Psychiatrie Baselland – und renommierter Psychologe, der seit 25 Jahren im Bereich der Wiedereingliederung aktiv tätig ist) und Jérôme Cosandey (Directeur romand und Forschungsleiter Tragbare Sozialpolitik, Avenir Suisse). Beide Experten sind sich einig, dass die Lösung vielschichtig ist: Arbeitgeber, Arbeitnehmer, aber auch Ärzte sind gefordert. Das jüngst eingeführte Instrument «ressourcenorientiertes Eingliederungsprofil (REP)» kann dabei helfen, die Kommunikation zwischen den drei Parteien zu verbessern und die Suche nach Lösungen statt nach Defiziten zu fördern.

Aufruf für Studienteilnahme zum Thema «Psychisch auffällige Lernende im Betrieb»

Dr. Niklas Baer und das WorkMed-Team starten mit Partnern Mitte März 2021 eine Untersuchung der Lehrverläufe von Lernenden mit psychischen Problemen. Gesucht sind dafür Berufsbildner, die einen 15-Minutigen Fragebogen ausfüllen würden. Interessiert? Mehr Info finden Sie hier.


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Jérôme Cosandey

Freiheitsindex – Liechtenstein hat die Nase vorn

Podcast Thomas Lorenz und Doris Quaderer von Stiftung Zukunft.li im Gespräch mit Samuel Rutz und Mario Bonato

Erstmalig schaut der Avenir-Suisse-Freiheitsindex über die Grenzen der Schweiz hinaus und bezieht neben den Kantonen auch das Fürstentum Liechtenstein mit ein. Dieser Vergleich hat es in sich: Das souveräne Nachbarland lässt die Schweizer Kantone von Beginn an hinter sich und übernimmt den ersten Platz. Mario Bonato und Samuel Rutz von Avenir Suisse haben zwar mit einem Spitzenplatz Liechtensteins gerechnet, sich aber trotzdem verschätzt. Inwiefern und was sie inmitten der Corona-Pandemie über Freiheit denken, das erzählen sie im Podcast von Zukunft.li.

Der Avenir-Suisse-Freiheitsindex ist eine interaktive Online-Publikation. Sie erlaubt es beispielsweise, einzelne Kantone miteinander zu vergleichen oder durch Berücksichtigung bzw. Nicht-Berücksichtigung einzelner Indikatoren einen persönlichen Freiheitsindex zu erstellen.

Die Podcast-Aufnahme und der Beitragstext stammen von Stiftung Zukunft.li .


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Samuel Rutz, Mario Bonato

«Das Wichtigste ist die Kommunikation zwischen den Staatsebenen»

Podcast Der Thurgauer Gesundheits- und Finanzvorsteher Urs Martin über den Föderalismus in der zweiten Welle

Mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie liegen die Nerven in der Schweizer Politik blank, nicht zuletzt aufgrund des kürzlichen, für die Kantone eher überraschenden Eingriffs durch den Bundesrat. Wir haben den Thurgauer Regierungsrat Urs Martin, der sowohl die Rolle des Finanz- als auch Gesundheitsvorstehers innehat, um eine Einschätzung gebeten.

Urs Martin schickt im Gespräch voraus, dass diese Pandemie sämtliche Staatsebenen vor grosse Herausforderungen stellt, weil die Politik laufend Entscheide unter grosser Unsicherheit treffen müsse. In dieser Situation seien bewährte Mechanismen wie das Kollegialitätsprinzip zentral, damit die Bevölkerung nicht noch zusätzlich verunsichert wird. «Auch wenn man es momentan niemandem wirklich Recht machen kann.»

Obwohl der Föderalismus in der aktuellen Krisensituation einer Belastungsprobe ausgesetzt ist, verteidigt ihn der Regierungsrat vehement als Erfolgsrezept.

Eine der wichtigsten Lehren aus der aktuellen Krise sei für ihn, dass die Kommunikation und die Koordination zwischen den Staatsebenen besser abgestimmt werden müsse. Es erhöhe nur die Unsicherheit, wenn zwei Staatsebenen am gleichen Gesetz Veränderungen vornehmen. Wichtig sei auch die Koordination der Massnahmen zwischen den Nachbarkantonen, um Ausweichbewegungen der Bevölkerung zu minimieren.

Eine Krise, in der Föderalismus nicht mehr taugen würde, kann/will er sich gar nicht vorstellen. Aber die Eskalationsstufe müsse definiert und die Zuteilung der Verantwortung unmissverständlich sein. Das würde es den angesprochenen Staatsebenen erleichtern, rechtzeitig wirksame Massnahmen zu ergreifen.

Die Fragen stellte Nico Leuenberger (Podcast-Schmiede) für Avenir Suisse.


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Avenir Suisse, Nico Leuenberger (Podcast-Schmiede)

Das Ende von Libra ist nicht das Ende der Idee

Podcast Jörg Gasser, CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung, im Gespräch mit Jürg Müller

Diesen Sommer hat Facebook mit weiteren Firmen angekündigt, eine neue digitale Währung lancieren zu wollen. Das Projekt bekam den Namen Libra, und es schlug ein wie eine Bombe. Politiker und Regulatoren standen plötzlich auf den Hinterbeinen, und Vertreter etablierter Finanzinstitute fragten sich: Ist das nun die lange befürchtete Disruption der Finanzbranche durch die Tech-Giganten?

Wir wollten dem Schweizer Finanzplatz den Puls fühlen und haben dafür Jörg Gasser zu uns ins Studio eingeladen. Gasser weiss ganz genau, wie die hiesigen Finanzinstitute ticken, denn er ist CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung. Davor war er Vorsteher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF), weshalb er sich auch ausgezeichnet mit den internationalen Rahmenbedingungen auskennt.

Im Gespräch erläutert Gasser, weshalb nach den jüngsten gewichtigen Austritten aus der Libra Association das Projekt nicht so kommt, wie ursprünglich gedacht. Die Skepsis aus den USA und Europa in Bezug auf Geldwäscherei, der Finanzierung von Terrorismus und den Umgang mit den Daten spielten dabei eine grosse Rolle. Doch das Ende des Libra-Businessmodells bedeute noch nicht das Ende der Idee. Die Banken wissen, dass sie sich der Digitalisierung stellen und dass sie Marktmodelle entwickeln müssen, um in die digitale Welt einzusteigen. Trotz Risiken, die mit solchen innovativen Projekten einhergehen, bestehen weiterhin interessante Chancen für den Schweizer Finanzplatz.

Für weiterführende Informationen verweisen wir gerne auf unsere aktuelle Studie zum Thema: «Libra, das globale Finanzsystem und die Schweiz»


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Jürg Müller, Jörg Gasser, Jürg Müller

«Den Amerikanern beweisen, dass wir nicht so kompliziert sind, wie wir aussehen»

Podcast Martin Naville, CEO der Swiss-American Chamber of Commerce, zu den Chancen eines Freihandelsabkommens Schweiz-USA

Die Schweiz ist mit ihrem kleinen Binnenmarkt wesentlich auf den Aussenhandel angewiesen. Aus diesem Grund hat sie mit über 70 Ländern ein dichtes Netz von Freihandelsabkommen geflochten. Warum also nicht auch eines mit dem zweitgrössten Handelspartner, den Vereinigten Staaten, abschliessen? Dieser Frage sind Patrick Dümmler und Jennifer Anthamatten kürzlich in einer Studie nachgegangen und haben darin eine positive Bilanz gezogen: Eine echte Chance für den Abschluss eines Abkommens sei nicht zuletzt auch deshalb gegeben, weil beide Länder aufgrund der zusätzlichen Handelsaktivität mit einem Gewinn an Arbeitsplätzen rechnen könnten.

Im Podcast mit den beiden Autoren bezieht Martin Naville, CEO der Swiss-American Chamber of Commerce, Stellung: Zurzeit biete sich ein besonders gutes Zeitfenster, denn die Sympathien in Washington für die Schweiz seien relativ gross. Besonders interessant für hiesige Unternehmen wäre die grössere Rechtssicherheit auf dem amerikanischen Markt. Angesichts der vollen Agenda des US-amerikanischen Handelsvertreters, Robert E. Lighthizer, gehe es jedoch auch darum, die Amerikaner zu überzeugen, dass sich der Aufwand für die Verhandlungen letztlich lohne. 2006 war die Schweiz – nach mehrmonatigen Vorgesprächen – nicht in offizielle Verhandlungen mit den USA eingetreten – ein bis dahin beispielloser Fall.


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Patrick Dümmler, Jennifer Anthamatten

«Ich kriege eine Quittung für die Stimmabgabe»

Podcast Ein Gespräch über den Einfluss der Digitalisierung auf die Demokratie

In den letzten 25 Jahren seit ihrer vollständigen Einführung haben sich die Schweizer an die Briefwahl gewöhnt, und sie wurde zu einem festen Bestandteil des demokratischen Prozesses. Aber wie nachhaltig ist diese Form der Stimmabgabe, wenn man berücksichtigt, dass die Zukunft der klassischen Briefpost mehr als ungewiss ist? Wie sicher wäre die schriftliche Stimmabgabe, wenn anstelle der staatlichen Post plötzlich mehrere Unternehmen mit dem Transport von Briefen betraut werden?

Sofern E-Voting eine valable und sichere Alternative darstellt, bekämen die Wählerinnen und Wähler sogar eine Quittung für ihre Stimmabgabe. Laut Umfragen sähen das neben den Auslandschweizern auch viele der Jungen positiv. Skeptischer zum E-Voting positionieren sich zurzeit noch die politischen Eliten. Uwe Serdült, Professor für Politikwissenschaft an der japanischen Ritsumeikan University und Forschungsleiter von «Digital Democracy»-Projekten am ZDA, ist optimistisch. Er geht davon aus, dass die zurzeit durchaus noch berechtigten Sicherheitsbedenken beseitigt werden können. Generell seien die in der Schweiz im Test befindlichen Systeme technisch durchaus «vorne mit dabei».

Im Gespräch mit Fabian Schnell und Matthias Ammann betont Uwe Serdült, dass er die grösseren Herausforderungen entgegen der medialen Wahrnehmung im E-Collecting sieht, weil es die Unterschriftensammlung stark vereinfachen – und damit die potenzielle Zahl der Volksinitiativen und Referenden explodieren lassen könnte. Für Diskussionsstoff über die digitale Demokratie ist also auf Jahre hinaus vorgesorgt. Trotzdem sind sich die Forscher einig, dass die Chancen für den demokratischen Prozess die Risiken überwiegen.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie in der Studie «Digitale Direkte Demokratie».


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Fabian Schnell, Matthias Ammann

«Es braucht ein Internet der Werte»

Podcast Zwei Unternehmer erklären, wie Blockchain unseren Alltag prägen könnte

8.55 Uhr. Frau Mayer parkt ihr Elektroauto vor dem Büro. Das Teammeeting dauert ca. eine Stunde. Gut so. Das Parkfeld kann in dieser Zeit die Autobatterie aufladen, damit die anschliessende Fahrt nach Bern gut über die Bühne geht.

10.45 Uhr: Ruhige Strassenverhältnisse und kein Stau im Gubrist! Während der (autonomen) Autofahrt geht Frau Mayer ihre Präsentation noch einmal in Ruhe durch.

13.00 Uhr: Endlich Mittagspause. Während Frau Mayer ein  Sandwich isst, überschreibt sie ihrer Tochter im «Familienwallet» Rechte im Wert von 3000 Fr. – sie braucht ja noch eine Kaution für das neue Studentenzimmer.

18.00 Uhr: Endlich zuhause. Jetzt noch schnell die Kühlbox vor der Haustür leeren und den Kühlschrank füllen. Für den heutigen Jassabend werden ihre Freunde eine schöne Auswahl von Getränken und Snacks vorfinden.

Diese imaginären Schnappschüsse zeigen, wie die Technologie unser Leben in nicht allzu ferner Zukunft prägen wird: Im Gespräch mit Jakob Gülünay und Toni Caradonna unterhält sich Jennifer Anthamatten über die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von Blockchain und Ledger-Technologie im Alltag der Zukunft.

Für die Experten ist klar: Das Internet der Dinge und der Werte werden die Schweizer Finanzinfrastruktur massiv prägen – und mit ihr auch die darauf basierenden Anwendungen. Für die neuen, kooperativen Geschäftsmodelle braucht es digitale Strukturen, die Werte verlässlich abbilden und Transaktionen ermöglichen.

Während die grossen Technologiekonzerne fleissig ihre eigenen Datenstrukturen bauen, bietet sich für die Schweiz die einmalige Gelegenheit, ihre eigene Blockchain-Infrastruktur einzurichten und damit die Souveränität der Nutzer und die allgemeine Rechtssicherheit zu stärken.

Im Gespräch zeigen sich die Experten einig, dass die Schweiz mit ihrer relativ fortschrittlichen Regulierung im Bereich Blockchain gut aufgestellt ist und die Entwicklung der Technologie gefördert wird. Es bestehen aber auch noch Herausforderungen, sei es in Bezug auf die Standards, im Bereich des Datenschutzes oder bei den globalen Regulierungen, bei deren Entwicklung sich die Schweiz vermehrt einbringen sollte.


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Jennifer Anthamatten

Bildung als Schlüssel zur Gleichheit

Podcast Natanael Rother im Gespräch mit Ulf Berg und Lars Tvede (in Englisch)

In den letzten Jahren stand die Frage der Ungleichheit weltweit im Mittelpunkt der politischen Debatte. Die Reduzierung der Ungleichheit ist zur grossen Herausforderung geworden und damit zur Frage: Welche Massnahmen sollten wir ergreifen, um die Armut zu verringern und gleichzeitig das Wachstum zu fördern? Im Vorfeld des dritten Think-Tank-Summits von Avenir Suisse zu «Equality and Inequality» sprach Natanael Rother mit Lars Tvede und Ulf Berg, beide Experten und Referenten der kommenden Konferenz.

Die Diskussion hat ergeben, dass es schwierig ist, allgemeine Schlussfolgerungen zur Ungleichheit zu ziehen, da die Situation von Land zu Land sehr unterschiedlich ist und Statistiken irreführend sein können. Es ist jedoch offensichtlich, dass die Ungleichheit auf globaler Ebene zurückgegangen ist, wobei China ein wichtiger Push-Faktor ist. Anderseits haben die USA und einige westeuropäische Länder – in viel geringerem Mass – seit den 1980er Jahren eine zunehmende Ungleichheit zu verzeichnen, während die Gesamtsituation in der Schweiz bemerkenswert stabil bleibt.

Wenn Politiker Ungleichheit vermeiden wollen, sollten sie sich auf den Aufbau eines durchlässigen Bildungssystems konzentrieren, das es den Menschen ermöglicht, ihr Leben lang Ehrgeiz zu entwickeln. Länder mit einem Lehrlingsausbildungssystem haben in der Regel eine viel bessere Möglichkeit, einen höheren Anteil ihrer Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt zu halten.

Wohlstand entsteht langfristig nur aus Kreativität. Daher sollten Bildungssysteme die individuellen Stärken fördern und es wagen, den Anteil an standardisierter Bildung zu verringern. Lehrlingsausbildungssysteme könnten für viele Länder ein wertvoller Weg sein, aber es wird einige Zeit dauern, bis sie überall entstanden sein werden.

Dieses Gespräch fand im Rahmen des Avenir Suisse Think-Tank-Summit 2019 statt. Die Publikation zur Veranstaltung unter dem Titel «Ein internationaler Think-Tank-Bericht zu Ungleichheit und Gleichheit» kann hier als pdf heruntergeladen oder bei Avenir Suisse zum Preis von Fr. 15.– bezogen werden.

Ulf Berg

Der gebürtige Däne ist Präsident des Verwaltungsrates der Kuoni Reisen Holding AG und Mitglied des Verwaltungsrates verschiedener Portfoliounternehmen von BLR und AM-Tec. Mehr Informationen…

Lars Tvede

ist ein dänischer Unternehmer, Investor und Autor, der in der Schweiz lebt. Er ist Gründer von Beluga, einem erfolgreichen Finanzhandelsunternehmen, Berater eines Schweizer Hedgefonds und Mitbegründer des nordisch-amerikanischen Risikokapitalfonds Nordic Eye. Seine 15 Bücher wurden in 11 Sprachen und mehr als 50 Ausgaben veröffentlicht. Mehr Informationen… 


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Natanael Rother

Nicht in fremden Gärten gärtnern

Podcast Gespräch mit Philipp Aerni, Direktor des Zentrums für Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich

In der Debatte um Menschenrechte und globale Wirtschaft wird oft die Moralkeule geschwungen – und der Prügelknabe steht längst fest: die multinationalen Unternehmen. Sie sollen von unethischen Geschäftspraktiken profitieren, ihre Macht auf Kosten der Gesellschaft einsetzen und dadurch das Gemeinwohl unterminieren, heisst es. Entsprechend wird gefordert, Schweizer Konzerne müssten mehr Verantwortung übernehmen und Schweizer Recht im Ausland umsetzen – zum Beispiel durch die Unternehmensverantwortungs-Initiative.

Wie sinnvoll und ethisch ist die Übertragung des Schweizer Rechts tatsächlich? Und entspricht das gezeichnete Bild der Multis der Realität?

Anlässlich der kürzlich publizierten Studie «Schweizer Vögte in der Fremde» diskutieren Fabian Schnell, Forschungsleiter Smart Government, und Philipp Aerni, Direktor des Zentrums für Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit (CCRS) an der Universität Zürich, unter der Leitung von Nicole Dreyfus über die Rolle und das Potenzial der Multinationalen als regionale Akteure in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Jedes Land soll über ein eigenes Rechtssystem verfügen und es gemäss lokalen Gegebenheiten entwickeln können, betont Fabian Schnell. Der Versuch, in Entwicklungs- und Schwellenländern nun Schweizer Recht durchzusetzen, erhöht vor allem das Investitionsrisiko, führt zu deren Rückgang und verhindert damit die Verbesserung der ökonomischen Lage in den betroffenen Ländern. Philipp Aerni sieht beurteilt die Problematik ähnlich: Die Regulierung müsse entsprechend dem Stadium des Strukturwandels vor Ort angepasst werden. Jedes Land soll gemäss seinem Tempo einen eigenen Policy-Mix finden und bestimmen, wie es den Wandel nachhaltig fördern möchte.

Unproduktiv und schädlich findet er polarisierende Debatten, in denen positive Beispiele kaum Platz finden. Das sei schade, denn manche Unternehmen leisten mehr als die NGO, weil sie im lokalen Markt Arbeitsplätze und das Know-how schaffen. Stereotypisierungen der multinationalen Konzerne vergiften hingegen die Atmosphäre und verhindern eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft. Das Potenzial international tätiger Unternehmen muss im Interesse der Entwicklungsländer, aber auch im Interesse der Schweiz erkannt und genutzt werden.


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Fabian Schnell, Nicole Dreyfus
https://www.avenir-suisse.ch/podcasts/page/8